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On top of Europe – Year 4 – Halti – oh Wind, oh Regen

On top of Europe – Year 4 – Halti – oh Wind, oh Regen – dieses Mal in Finnland. Nach meinem Abenteuer am Kebnekaise war es an der Zeit, weiter nach Finnland zu fahren. Mein Ziel: Halti, mit 1324 Metern der höchste Punkt des Landes. Auf dem Papier klingt das nicht spektakulär, doch diese Tour sollte mir zeigen, dass auch vermeintlich „kleinere“ Gipfel ihren ganz eigenen Charakter haben. Gerade bei schlechtem Wetter wird Halti schnell zu einer Herausforderung. Ohne GPS würde ich die Route niemandem empfehlen – Markierungen sind spärlich, und bei Nebel oder Regen kann man sich leicht verlaufen.


Anfahrt ins Nichts

Alles begann am Parkplatz Gorsabrua. Dort bezahlt man die Parkgebühr online – ein wichtiger Hinweis, denn weiter nördlich gibt es kaum noch Empfang. Ein Schild weist extra darauf hin, und tatsächlich sollte es für die nächsten Tage stimmen: kein Netz, keine Verbindung, nur ich, die Natur und das Wetter.

Von hier aus fuhr ich mit meinem Camper „Peggy“ Richtung Guolasjavri, dem Ausgangspunkt der Halti-Route. Die Straße dorthin ist etwa 20 Kilometer lang, aber mehr Schlaglochpiste als Straße. Mit einem Wohnmobil ist das ein Geduldsspiel – oft im ersten Gang, immer wieder kleine Steigungen, enge Kurven und steiniger Untergrund. Dafür entschädigte die Landschaft sofort: kleine Seen glitzerten zwischen den Bergen, Schneefelder leuchteten weiß in der Sonne, und die karge, weite Tundra breitete sich vor mir aus. Nach mehr als einer Stunde erreichte ich meinen Stellplatz am Guolasjavri-See. Hier sollte meine Tour am nächsten Morgen starten.

Draußen wehte bereits ein eisiger Wind, und die Temperaturen waren ungemütlich niedrig. Unsicher überlegte ich, ob ich gleich am nächsten Tag losziehen sollte oder lieber noch einen Tag auf besseres Wetter warte. Zum Glück entschied ich mich dagegen – wie sich später zeigte, wäre das die falsche Wahl gewesen.


Der Aufstieg beginnt

Am nächsten Morgen packte ich meine Sachen, überprüfte die Ausrüstung und startete gegen 10:30 Uhr. Rund 12 Kilometer lagen vor mir – hin und zurück. Gleich neben dem Parkplatz steht eine große Übersichtskarte, die die Route zeigt. Die ersten Meter waren noch einfach, dann begann die erste steile Passage. Hier gab es keinerlei Markierungen, nur vereinzelt aufgestapelte Steine, die den Weg andeuten sollten.

Ich war froh, meine Garmin-Uhr dabei zu haben. Sie zeigte mir zuverlässig die Route, sodass ich sicher war, in die richtige Richtung zu gehen. Nach etwa einer Stunde war der erste Aufstieg geschafft. Doch von nun an ging es ausschließlich über Steine. Große, kleine, lose, scharfkantige – ein endloses Steinmeer, das volle Konzentration bei jedem Schritt verlangte. Besonders bei Nässe kann es hier gefährlich werden.

Vor mir lag ein scheinbar endloses Geröllfeld. Ich kam nur langsam voran, aber der Blick in alle Richtungen war grandios. Es war vollkommen still, kein Mensch weit und breit. Nur der Wind heulte unaufhörlich über das Plateau. Diese raue Einsamkeit machte den besonderen Reiz der Wanderung aus.


Täuschungen im Steinmeer

In der Ferne glaubte ich Halti schon zu sehen. Ein markanter Gipfel ragte über die Steinwüste hinaus – doch später stellte sich heraus, dass es gar nicht Halti war. In dieser gleichförmigen Landschaft kann man sich leicht täuschen. Zwischendurch verließ ich die angezeigte Route bewusst, weil ein anderer Weg über die Steine besser passierbar erschien. Immer wieder begleitete mich ein Zaun, der sich durch die Landschaft zog. Schließlich musste ich ihn überqueren, fand eine geeignete Stelle und kletterte hinüber.

Direkt danach lag ein kleiner, halb zugefrorener See vor mir – ein malerischer Kontrast zur rauen Umgebung. Kurz hielt ich inne, genoss den Anblick und machte mich dann an den letzten Anstieg. Nach weiteren 30 Minuten erreichte ich die markierte Route wieder. Noch ein kurzer, aber steiler Abschnitt, und schließlich stand ich neben der Gipfelpyramide von Halti.


Auf dem Dach Finnlands

Am Gipfel angekommen, trug ich mich ins Gästebuch ein, machte Fotos und ließ den Blick über die grenzenlose Weite Lapplands schweifen. Es war ein großartiger Moment – allein auf dem höchsten Punkt Finnlands. Doch die Freude war kurz: Der Wind blies eisig, und Regen setzte ein. In der Ferne sah ich dunkle Wolken, die rasch näherkamen. Ich blieb nur wenige Minuten, bevor ich den Abstieg begann.

Kaum 100 Meter vom Gipfel entfernt, öffnete der Himmel seine Schleusen. Innerhalb weniger Minuten war ich durchnässt, trotz Regenjacke und imprägnierter Kleidung. 6 Kilometer lagen noch vor mir – kein angenehmer Gedanke.


Regen, Nebel, Orientierungslosigkeit

Mein nächstes Ziel war der Nachbargipfel Ráisduattarháldi. Er liegt nicht weit von Halti entfernt, doch der Weg dorthin zog sich. Starker Regen und dichter Nebel machten die Sicht fast unmöglich. Ohne Markierungen hätte ich mich hier garantiert verirrt. Doch meine Garmin-Uhr brachte mich zuverlässig durch die Nebelsuppe. Am Ráisduattarháldi machte ich schnell ein Foto, dann überquerte ich erneut den Zaun – diesmal sogar mit einer Leiter.

Von dort waren es noch 4 Kilometer bis zum Auto. Inzwischen war ich komplett durchnässt, in den Schuhen schwamm das Wasser, jeder Schritt quietschte. Aber erstaunlicherweise störte es mich nicht. Es gehört einfach dazu – nicht jede Wanderung findet bei Sonnenschein statt.

Der Rückweg über die rutschigen Steine verlangte nochmals volle Konzentration. Ein falscher Tritt hätte böse enden können. Dazu Wind, Kälte und das Wissen: kein Empfang, keine Hilfe. Nur an wenigen Stellen, und oben am Gipfel, gab es überhaupt Netz. Umso wichtiger war die Vorsicht.

Nach etwa 90 Minuten tauchte der Guolasjavri-See wieder vor mir auf. Der Regen ließ nach, doch es spielte keine Rolle mehr – ich war ohnehin völlig durchnässt. Die letzten Meter liefen sich dafür leichter: endlich wieder ohne Steine, einfach normaler Boden. Nach insgesamt mehreren Stunden Anstrengung erreichte ich mein Auto, schaltete sofort die Standheizung ein und gönnte mir trockene Kleidung.


Fazit: Ein echter Charakterberg

Halti ist kein besonders hoher Berg. 1324 Meter klingen im Vergleich zu den Alpen unscheinbar. Doch diese Tour hat mir gezeigt, dass Höhe nicht alles ist. Wetter, Gelände, Einsamkeit – all das verleiht Halti seinen einzigartigen Charakter. Der endlose Steinboden, der unberechenbare Wind, Regen und Nebel machen die Wanderung fordernd und unvergesslich.

Trotz der Kälte und Nässe habe ich jeden Moment genossen. Für alle, die den Halti besteigen möchten, gilt: Seid gut vorbereitet, nehmt ein GPS-Gerät mit und unterschätzt diesen „kleinen“ Gipfel nicht. Er wird euch fordern – und euch dafür mit einer Erfahrung belohnen, die typisch skandinavisch ist: rau, ursprünglich und ehrlich.

Hier findet man weitere Touren dieser Serie.

Genaue Beschreibung der Route auf Komoot.

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