Die Turmjagd – Teil 41 – noch 11 Türme
Freitag, der 31. Oktober – ein idealer Zeitpunkt für die nächste Etappe meiner Turmjagd. Gleichzeitig war es eine passende Gelegenheit, die kürzlich erneuerten Fahrradkomponenten zu testen. In den letzten Tagen hatte ich Hinterrad, Kassette, Kette, Innenlager, Kurbel und Bremsen ausgetauscht. Eine komplette Überholung, die ich nun unter realen Bedingungen erproben wollte. Ob alles harmonieren würde, musste der Tag zeigen. Die Turmjagd – Teil 41 – noch 11 Türme in voller Kraft.
Der Start verlief allerdings etwas mühsam. Ich war früh aufgestanden, gegen fünf Uhr, doch die kurze Nacht machte sich bemerkbar und ich fühlte mich noch schwer und müde. Trotzdem erreichte ich ohne Eile den Bahnhof und nahm um 07:36 Uhr den Zug nach Göttingen. Geplant war, in Northeim auszusteigen und die Tour dort zu beginnen.
Auf dem Papier warteten rund 60 Kilometer mit zehn Türmen: Wieterturm, Hardenberg Warteturm, Burg Plesse mit zwei Türmen, der Fernsehturm auf dem Ostberg, die Rieswarte, der Hünstollenturm, die Roringer Warte, der Harzblickturm und der Bismarckturm Göttingen. Unterwegs kam jedoch ein weiterer Turm dazu, den ich zufällig entdeckte – sodass es am Ende elf wurden. Wenn ich alles rechtzeitig schaffe, könnte ich am Abend von Göttingen aus wieder zurück nach Hannover fahren.
Wieterturm
Gegen 08:40 Uhr verließ ich den Zug in Northeim. Der erste Abschnitt führte etwa vier Kilometer mit rund 190 Höhenmetern hinauf zum Wieterturm – ein guter Einstieg, um die Beine zu aktivieren. Ich merkte schnell, wie träge sie sich noch anfühlten und musste bereits nach einem Kilometer kurz pausieren. Danach ging es deutlich besser und der Weg war angenehm zu fahren, vollständig asphaltiert und gleichmäßig steigend.
Oben angekommen stand ich vor dem Turm – der leider verschlossen war. Ein Restaurant nebenan, das wohl den Schlüssel verwaltet, war geschlossen. Informationen zu Öffnungszeiten gab es weder vor Ort noch online. So blieb nur der Blick von außen. Der Aussichtspunkt daneben zeigte jedoch bereits eine weite und eindrucksvolle Sicht über das Tal. Die Vorstellung, wie der Ausblick von oben wäre, motiviert mich, irgendwann zurückzukehren.
Hardenberg Warteturm
Vom Wieterturm ging es zurück durch Northeim und dann über Feld- und Waldwege in Richtung Bühle. Der Warteturm selbst ist massiv aus Stein gebaut und stammt aus dem Jahr 1842. Heute ist er jedoch verschlossen – die Tür wurde zugemauert, vermutlich aufgrund von Schäden im Inneren. Die Außenmauern sind teils von Pflanzen überwachsen; ein Turm, der wirkt, als sei er längst in die Landschaft eingewoben worden. Keine Möglichkeit hinaufzugehen, aber dennoch ein markanter Ort mit Geschichte.
Burg Hardenberg – ein unerwarteter Glücksmoment
Die Route führte mich weiter bergab in Richtung der Ruinen von Burg Hardenberg. Ich erreichte sie über die Steinbrücke und stand schließlich vor dem großen Tor – geschlossen, kein Zutritt. Die Burg sah beeindruckend aus und ich hätte gerne den Turm im Inneren bestiegen. Treppen und oberste Plattform waren von außen sichtbar.
Während ich eigentlich schon weitergehen wollte, bemerkte ich Bewegung im Hof. Eine Frau kam durch das Tor hinaus. Nach einem kurzen Gespräch erfuhr ich, dass Gäste des Burg-Hotels einen Schlüssel erhalten können, um das Gelände zu besichtigen. Also versuchte ich mein Glück – und tatsächlich: Nach einer kurzen Erklärung meiner Turmjagd erhielt ich den Schlüssel. Eine seltene Gelegenheit.
Ich ging zurück zur Burg und betrat das Gelände. Die Ruinen sind weitläufig und eindrucksvoll. Der alte Turm ist hoch, mit engen, steinernen Wendeltreppen. Innen ist es dunkel, nur kleine Fenster lassen Licht hinein. Die letzte Ebene erreicht man über eine sehr schmale, senkrechte Leiter. Der Blick von oben über die Wälder und Hügel war beeindruckend – und für einen Moment stand ich dort zwischen Vergangenheit und Gegenwart, mit einer leichten Höhenangst, die den Moment noch intensiver machte.
Da ich spät dran war, machte ich nur eine kurze Runde im Burghof und brachte anschließend den Schlüssel zurück. Von dort aus fuhr ich nach Burg Plesse, wo Beate bereits auf mich wartete.
Burg Plesse – zwei Türme, zwei Geschichten
Der Weg zur Plesse führte erst entspannt, später aber steiler werdend hinauf. Die letzten zwei Kilometer verlangten Geduld und niedrige Gänge. Im Burghof traf ich Beate, und wir gönnten uns zunächst eine kleine Pause in der Burgschänke.
Auf der Burg stehen zwei Türme. Der größere ist zugänglich, und eine breite Holztreppe führt spiralförmig entlang der Mauer hinauf zur Aussichtsplattform. Von oben ist die Sicht weit und offen – ein weiter Blick über Wälder, Täler und die nächsten Ziele. Der zweite Turm hingegen ist seit Jahren geschlossen. Er ist schmaler, höher und mit kleinen Fenstern versehen. Seine Aussicht bleibt verborgen.
Göttingen Ostberg Fernsehturm
Gemeinsam fuhren wir weiter zum Ostberg. Der Fernsehturm dort ist kein Aussichtsturm, aber durch seine Nähe ein logischer Zwischenstopp. Der Weg war rutschig durch nasses Laub, daher vorsichtig zu fahren. Am Turm selbst verharrten wir nur kurz.
Rieswarte
Der Weg zur Rieswarte führte über schmale Pfade, teils blockiert durch umgestürzte Bäume. Streckenweise mussten wir die Fahrräder schieben. Die Warte selbst ist klein und nicht begehbar; eine ruhige Stelle im Wald, gut für eine kurze Pause, aber ohne Aussicht.
Hünstollenturm
Das Tageslicht wurde knapp, also ging es weiter zum Hünstollenturm. Der Turm aus Holz wirkt hoch und schlank. Er war nicht abgeschlossen, nur der Riegel war vorgeschoben. Innen war es bereits dunkel, weshalb ich mit Licht hinaufstieg. Die Aussichtsplattform ist teilweise verglast, mit offenen Sichtspalten zwischen den Scheiben. Der Blick war trotz der einbrechenden Dämmerung klar und ruhig. Neben dem Turm befinden sich Informationstafeln – und der Hinweis, dass im Sommer Bienen im Turm nisten können.
Roringer Warte
Danach folgte eine entspannte Abfahrt zur Roringer Warte. Dieser Turm ist verschlossen und zur Plattform gelangt man nicht mehr. Eine Gittertür versperrt den Zugang. Dennoch lohnte sich der Halt – ein historisches Bauwerk am Rand des Waldes.
Beate fuhr von hier zurück nach Göttingen. Ich setzte die Tour allein fort.
Nachtmodus an – zum Harzblickturm
Ich war nicht sicher, wie gut der Weg in diese Richtung wird, aber ich sollte es versuchen. Die Wege waren den ganzen Tag nass – hier und da mutschig. Falls man meine Touren kennt, gebe ich nicht leicht auf und oft fahre ich nachts irgendwo-nirgendwo.
Radlicht an, Nachtmodus – an. Im Wald war es echt so ruhig und schön. Die Bewegung aber langsam – 1-2 Gang. Der Anfang war nicht so leicht und den Boden nicht so stabil. Ich habe eine gute Pause gemacht und etwas Süßiges gegessen, weil ich Kraft brauchte. Wenn man solche teilweise Nachtstouren macht, dann ist das Licht immer wichtig. Auch Backup-Lampe und Strom sollte man dabei haben. Und aufmerksam fahren, weil es viele Tiere im Wald nachts aktiver sind.
Noch ein Paar Kilometer musste ich nach oben fahren, bis ich einen Schield zum Harsblickturm gesehen habe. Ganz schnell danach war ich neben dem Turm. Er sah nicht hoch aus, aber gut gebaut. Hier bin ich für etwa 10 Minuten geblieben, um die Naturgeräusche zu genießen. Es hat sich gelohnt, hier zu kommen.
Von der kleinen Aussichtsplatform konnte ich die Dörferlichter sehen und fotografieren. So habe ich auch mit dem Turm gemacht.
Weiter zum Bismarckturm
Die Strecke vor mir ist leichter geworden. Der Waldweg war auch nicht mehr so nass und mutschig. Ganz gut eigentlich. Irgendwann in der Nähe von Mackenröder Spitze bin ich auf Asphalt gefahren und viel nach unten. Bis zum Turm sollten etwa 9 Kilometer sein. Diese waren sehr schnell hinter mir.
Hier und da gab es keinen Asphalt, aber der Weg war trotzdem gut. Unterwegs im Wald gab es niemandem, obwohl es noch fruh war (aber dunkel). Gegen 19:20 Uhr habe ich die Nachtlichter vom Bismarckturm in der Nähe gesehen. Ich wusste nicht, dass der Turm beleuchtet wird. Sehr schön.
Nur die letzte 200 Meter waren sehr mutschig und ich musste mein Fahrrad schieben. Neben dem massiven Turm gab es noch ein Fahrrad, aber der Besitzer habe ich nicht gesehen, obwohl ich dort für etwa 20 Minuten geblieben bin. Da der Bismarckturm beleuchtet wurde, konnte ich bessere Nachtsfotos aufnehmen. Leider war ich zu spät, um darauf zu gehen. Um 18 Uhr war er zu. Am Wochenende und Feiertage ist er von 10 bis 18 Uhr auf.
Jetzt musste ich nur nach Göttingen zum Bahnhof fahren, um mein Zug nach Hannover zu nehmen. So habe ich auch gemacht und gegen 22 Uhr war ich Zuhause. Es war ein sehr positiver und schöner Tag in der Natur und dieses Mal war ich teilweise nicht allein unterwegs.
So endet Die Turmjagd – Teil 41 – noch 11 Türme. Bis zur nächsten Jagd!
Genaue Beschreibung der Route auf Komoot.
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